Sonntag, 6. Januar 2008

Mein persönlicher Neubeginn

Ich versuche jetzt einmal meine Gedanken niederzuschreiben. Gedanken zum Neubeginn den ich für mich mit 1.1.2008 angetreten habe. Sie mögen für manchen Leser verquer und komisch klingen... aber ich habe auch nie behauptet, daß ich einfach wäre...

In den letzten Jahren kam ich mir oft eingesperrt vor - obwohl nach außen hin alles perfekt zu sein schien.
Ich hatte einen Partner und nach außen hin hielt uns jeder für das perfekte Paar. Aber ich kam mir vor wie gefangen.
Meine Tage liefen alle annähernd gleich ab. Früh aufstehen - Arbeiten - nach Hause eilen - Einkaufen gehen - Kochen (Hausarbeit) - Ende.
Ich kam mir nicht wie Mitte 20 vor, sondern eher wie Mitte 50. Mein gesamtes Leben drehte sich um den Mann an meiner Seite.

Doch von ihm bekam ich immer weniger Aufmerksamkeit. Ich glaube ich bin für ihn einfach selbstverständlich gewesen. Jedes Jahr auf´s Neue fragte er mich wann denn eigentlich mein Geburtstag genau wäre. Und den letzten Hochzeitstag hat er überhaupt vergessen...
Und ich konnte es ihm nie recht machen. Die Wohnung war immer zu dreckig, das Essen hat ihm auch nie gepaßt.

Und dann war da noch die Homepage, die ich vor einigen Jahren gestaltet habe. Ich hatte Spaß beim gestalten und als die ersten E-Mails über diese Seite kamen habe ich sie mit Feuereifer beantwortet. Doch es wurde mir zuviel. Spätestens zu dem Zeitpunkt, als täglich mindestens 30 E-Mails eintrudelten...

2004 starb dann mein Vater - ein Ereignis, das mich völlig aus der Bahn warf. Ich schlitterte in eine handfeste Depression - doch nach außen hin konnte ich den Anschein aufrecht erhalten, daß alles seinen Weg ging. Nicht zuletzt, weil ich keine Zeit hatte "traurig" zu sein - ich mußte ja den Haushalt schmeissen, 40 Stunden in der Woche arbeiten und natürlich die unzähligen E-Mails bearbeiten...

Und ob man das glauben mag, oder nicht - ich habe noch nicht mal bemerkt, wie blöd das war. Immer alles schön am Laufen halten...

Naja, Anfang 2007 stellte mein Partner mich dann vor vollendete Tatsachen. Ehe aus - ohne Vorwarnung, ohne Streit. Einfach so. Großzügig gab er mir 4 Wochen um meine Sachen zu packen und zu meiner Mutter zu ziehen.
Schon komisch - obwohl schon länger unglücklich, so war meine Welt zerbrochen und ich dachte, ich müßte sterben. Auf der Stelle. Bin ich aber nicht. Ich bin aufgestanden und habe zu kämpfen begonnen. Nicht um die kaputte Beziehung - sondern um mich.

Und so war das Frühjahr 2007 geprägt mit Wohnungssuche, mit Bankgerenne um Geld für ebendiese aufzutreiben.
Interessanterweise liefen diese Monate wie im Zeitraffer ab. Kaum da waren sie auch schon wieder um. Zeit wird irgendwie relativ, wenn man damit beschäftigt ist wieder beide Beine fest auf die Erde zu bekommen.

Meine Arbeit war mein Anker. Ein Fixpunkt. Ein Rettungsring, wenn man so will.

Und dann erst - es war bereits Sommer, mein Geburtstag um genau zu sein, da wurde mir so richtig bewußt, daß ich nun wieder ich sein kann.
Das stellte mich aber vor ein Problem...
Wer zum Teufel war ich eigentlich?

Ich war in den vergangenen Jahren so damit beschäftigt gewesen, die Person zu sein, die andere sehen wollten, daß ich mich buchstäblich in dieser fremden Person verloren hatte. Denn immer wenn das eigentliche Ich durchblitze, stieß es auf Ablehnung - nur bei meinen besten Freunden und meiner Familie konnte ich ich sein - und das auch nur, wenn mein Partner nicht dabei war.

Ich bin dann einfach ein wenig sinnfrei und lose in der Gegend rumgetrieben... ein paar Tage nur.
Blöderweise, heimlich still und leise, haben sich in den gefühlten paar Tagen die Blätter zu färben begonnen, sind dann abgefallen... plötzlich war es Winter.

Das Jahr war fast um. Meine Gedanken gingen immer wieder zurück. Sooft ich auch nach vorne sehen wollte, immer glitt ich in die Vergangenheit ab, habe um vergangene Tage getrauert und konnte sie nicht loslassen...
Und dabei wollte ich doch so gerne neu beginnen. So richtig. Wirklich.

Und dann kam Silvester. Das ich ja eigentlich mit Freunden verbringen wollte. Stattdessen erwischte mich das Noro-Virus. Und so verschlief ich erstmal fast den ganzen Tag. Ich träumte durch Fieber vermutlich verstärkt - sah mich selbst, meine vergangenen Jahre. Sah, was die letzten Jahre aus mir gemacht hatten. Eine unglückliche junge Frau. Eine unglückliche junge Frau mit ernsten gesundheitlichen Problemen. Ja, was ich wirklich mitgenommen habe aus 10 Jahren Beziehung sind unzählige Kilos, die ich mir aus Frust und Kummer angefressen habe.

Was ich auch versucht habe in den letzten Jahren... selbst mit ärztlicher Unterstützung nahm ich nicht ab. Ich dachte sogar schon über eine OP nach, wollte mir ein Magenband verpassen lassen...

Doch in den letzten Monaten habe ich quasi ganz von alleine fast eine Kleidergröße verloren. Meine Taille ist wieder da wo sie hingehört und der verdammte Gürtel, den ich so hasse, weil er überlang ist und trotzdem nur auf das zweite Loch zuging, ja der ist jetzt freundlicher zu mir. Beim 5. Loch bin ich schon und bald kann ich ihn ersetzen.

Als ich alleine das Feuerwerk beobachtete fiel ein Gewicht von mir. Ich habe geweint. Zum ersten Mal so richtig seit meinem Auszug. Ich habe sprichwörtlich Rotz und Wasser geweint. Und ich habe es zugelassen. Habe mich nicht zusammengerissen. Aber danach war ich frei.

Das mag jetzt blöd klingen oder nach Klischee. Aber ich habe mich so frei gefühlt wie seit Jahren nicht mehr. Und dieses Gefühl hält an. Es ist, als hätte ich Ketten gesprengt.

Mein Herz hängt nicht mehr am Gestern...
In keiner Beziehung.

Ich bin frei... und sehe nun wirklich nach vorne.
Und DAS, das ist mein persönlicher Neubeginn...
Herr B. - 6. Januar, 22:37

In Teilen Deiner Erzählung habe ich mich durchaus wieder gefunden (falls Du mal Langeweile hast - meine alte Zeit findest Du unter www.20six.de/balli. Meine Frau und ich haben in den letzten Jahren nur noch nebeneinander her gelebt. Schwer zu sagen, ob man einen Schuldigen ausmachen kann, meist sind ja irgendwie beide Partner beteiligt. Jedenfalls war ich es dann im letzten Jahr, der die Notbremse gezogen hat und ausgezogen ist. Für meine Frau war es ein Schock, denn obwohl sie genau so unzufrieden war, hat sie es sich nie richtig eingestanden. Und ich hatte im Laufe der Zeit bemerkt, dass ich mich nur noch eingeengt gefühlt hatte, fast wie in einer Zwangsjacke. So war es wie eine Erlösung, als ich die Tür schließen konnte hinter mir, auch wenn die Tränen im Gesicht meines Sohnes eine große Bürde waren und noch sind.
So, ist ja Dein Blog, also genug von mir. Nutze Deine gewonnene Freiheit, genieße sie, genieße das Leben - Du hast es ja noch vor Dir!
Liebe Grüße!

Die wilde Rose - 7. Januar, 05:50

Guten Morgen,

dieses nebeneinander herwohnen kenne ich nur zu gut. Und rückwirkend gesehen war es vermutlich auch das Beste, daß er einen Schlußstrich gezogen hat. Nur das WIE war nicht schön, da er sich eine andere Frau gesucht und gefunden hat, und diese bereits zu ihm gezogen ist, als wir noch verheiratet waren (am Tag meines Auszuges). Dazu die Aussagen, daß er mich ja noch immer liebt, aber einfach nicht mit mir zusammenleben kann - wenn dem so gewesen wäre hätte er auch sagen können: Wir suchen gemeinsam eine Wohnung und sobald ich eine habe und umziehen kann, erledigen wir die Formsachen bei Gericht. Aber er konnte mich nicht schnell genug draußen haben, damals.
Und ich hätte mir gewünscht, daß es mir das nicht alles nicht zusammen mit einem 2 stündigen Vortrag, was ich alleine alles falsch gemacht habe koppelt und mir dann um Mitternacht vor den Latz knallt, daß er die Scheidung will.

Aber so ist es nunmal gelaufen.
Und ich wünsche ihm das Beste mit seiner neuen Freundin - negative Wünsche würden nur auf mich zurückfallen und verhindern, daß ich selbst irgendwann glücklich werde.

Dein altes Blog werde ich mir bei Gelegenheit mal zu Gemüte führen :)

Liebe Grüße
Herr B. - 7. Januar, 09:09

Ich habe damals lange geglaubt, allein schuld zu sein. Vielleicht was das MEIN größter Fehler - ich hätte schon damals mit meiner Frau reden sollen. Stattdessen lief alles weiter wie bisher. Bis zum bitteren Ende. Da stand für mich dann wirklich fest, dass ich meine Frau nicht mehr liebe. Diese Ausreden, von wegen "ich liebe dich noch immer" sind doch meist nur, um den Partner zu beruhigen, meinst Du nicht?
little.sista - 15. Januar, 20:53

Spät aber doch, muß ich hier jetzt meinen Senf dazugeben. Du weißt ja, wie meine Meinung zu deinem lieben Ex ist. Ich finde, er hat nie zu dir gepasst. Auch wenn ich dir das nie so direkt gesagt habe. Vielleicht hätte ich es tun sollen. Aber geändert hätte es nichts, nur wärst du damals vielleicht böse auf mich gewesen.
So, ich glaube fest an Schicksal und Vorherbestimmung. Ich glaube, dass alles seinen Grund hat. Du bist eine starke Persönlichkeit, und du bist (glaube ich jedenfalls) und wirkst nun glücklicher als seit Jahren. Also, genieße weiter deine Freiheit und wenn die Zeit gekommen ist auch wieder die Liebe...
*ganzfestdrück*


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