Samstag, 9. Februar 2008

Und du glaubst ich bin stark...

... und ich kenn den Weg...

Es ist interessant zu hören, wie andere Menschen einen selbst einschätzen.
Gerade in den letzten Monaten habe ich immer wieder zu hören bekommen, wie stark ich doch wäre, und wie großartig ich mein neues Leben in den Griff bekommen habe. Wie schnell ich mich gefangen habe und zu kämpfen begonnen habe...

Doch eigentlich bin ich nicht stark.
Ich habe - so wie meine Schwester auch - von unserer Mama eine besondere Erziehung bekommen. Unsere Mama erzog uns zur Selbstständigkeit. Sie hat uns immer viel Liebe gegeben (und das tut sie auch heute noch), aber sie hat darauf geachtet, daß wir auf unseren eigenen Beinen stehen können. Sie hat darauf geachtet und zu vermitteln, daß wir unabhängig sind.

Und diese Erziehung war es, die ganz automatisch ansprang, als ich damals vor einem Jahr auf dem Boden lag. Ich wußte instinktiv, daß niemandem, und mir selbst am wenigsten, damit geholfen war, wenn ich in Selbstmittleid verfalle. Also habe ich mir immer wieder gesagt, daß das Leben weitergeht. Ich habe den Schmerz ignoriert und habe mich darum gekümmert, daß es weitergehen kann.
Es war ja auch genug zu tun.

Klar hätte ich ein paar Monate bei Mama bleiben können - ja selbst ein Jahr und länger, bis genug Geld da gewesen wäre um eine Wohnung anzumieten. Mama hat es immer wieder betont. Und irgendwie haben wir beide es genossen, daß wir nicht alleine waren. Aber mir war auch klar, daß sich nichts verändert, wenn ich einfach abwarte.
Also habe ich den Schmerz von damals kanalisiert und in Kraft umgewandelt, die mich nach vorne getrieben hat. Die mich auf die Bank gehen ließ, die mich nach einer Wohnung suchen ließ.

Doch die Stärke, die so viele in dieser Zeit bewundert haben, war nur eine Maske. Eine, die verhindert hat, daß mich der eine oder andere mit Engelsstimmen bedauert. Ich habe einfach gewußt, daß ich losheulen würde, wenn das passiert. Und das war das Letzte, was ich wollte. Heulen und die Schwäche zugeben, die in mir war.

Sicher heute ist das anders. Ich habe vor Monaten angefangen mein neues Leben wirklich zu genießen und zu lieben. Und heute bin ich glücklich... heute bin ich wirklich stark...
Herr B. - 9. Februar, 21:31

Ich denke, es gibt Momente, in denen man Schwäche ruhig einmal zulassen kann und sollte. Das führt dann auch wieder zu neuer Stärke. Irgendwann kommt dann eben der Punkt, an dem man erkennt, dass jeder Einschnitt auch ein neuer Anfang, eine neue Chance sein kann. Ich habe diesen Punkt schon hinter mir, meine Frau ist noch auf dem Weg dahin.
Schön, zu lesen, dass Du Dein neues Leben genießt! Einen angenehmen Sonntag wünsche ich Dir!


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