Bürowahnsinn

Mittwoch, 4. Juni 2008

Wenn ich könnte, wie ich wollte...

...würden manche Menschen ihre Termine wegen geistiger Leere einfach verlieren.
Und manchen Menschen würde ich gerne verbieten sich in die Angelegenheiten ihrer Angehörigen einzumischen...

Kann ich aber nicht - und von da her kann ich mir nur den Frust über solche Leute von der Seele schreiben.

Manche Menschen sind wirklich phantasievoll, wenn es darum geht Ausreden zu erfinden. Nur frage ich mich meist nach dem Sinn.

Man meldet sich ja im Normalfall nicht für eine Operation an, wenn man sie nicht wirklich braucht - ist ja nicht gerade ein Ausflug. Um so mehr erstaunt es mich, mit welchen Begründungen manche Leute ihre Termine kurzfristig (oder auch längerfristig) absagen.
Besonders, wenn ich dann bedenke, daß dies zu 90% jene Leute sind, die das nicht einmal tun, sondern immer wieder...

Hier meine persönliche Hitliste von Ausreden, die meiner Meinung nach dazu führen sollten, nie wieder einen Termin zu bekommen (was aber natürlich so nicht geht).

* Da kann ich nicht, da muß ich meine Winterklamotten aus dem Keller holen. (Und das geht natürlich nicht am Tag vor der Aufnahme im Krankenhaus).
* Nein, da ist es schlecht - ich will da nämlich noch Schwammerl suchen gehen. (Wenn ich so arge Schmerzen habe, daß ich nicht mehr gehen kann, krauche ich doch auch nicht im Wald rum, oder?)
* Oh, das geht leider gar nicht, für die Zeit habe ich einen Urlaub gebucht. (Man wird bei der Anmeldung über die Wartezeit informiert, warum bucht man also genau am Ende dieser Zeit einen Urlaub?)
* Das geht gerade nicht mein Kind/Partner/die Urstrumpftante ist krank. (Das kann vorkommen, aber bei jedem Termin, den wir anbieten?)
* Ein lieber Verwandter ist verstorben. (Tragisch, traurig - aber auch hier die Frage, bei jedem vorgeschlagenen Termin?)

Und nun mein absoluter Favorit in Sachen Ausreden:

* Ich habe den Brief nicht bekommen, in dem der Termin stand. (Und wo haben die Leute dann die genau Telefonnummer her, um abzusagen? Wieso kam der Brief nicht per Post an uns zurück?)


Angst vor einem Eingriff zu haben ist legitim. Auch der Wunsch, sich doch nicht unters Messer zu legen. Aber dann sollte man auch bitte offen sein, und das genau so formulieren. Wir stehen ja eigentlich nicht vor dem Krankenhaus und zerren Leute hinein, die wir dann operieren wollen. Eigentlich melden sich die Leute ja selbstständig an...

Auch sehr super ist die Aussage, die manche Leute verwenden, wenn sie zu spät zur Aufnahme kommen, oder einfach nicht zum nötigen Vorbereitungstermin kommen. "In meinem Brief stand das aber nicht. " Oder auch "Bei mir stand eine andere Zeit drinnen."

Ich sage es nicht gerne, aber glaube die Leute, daß ich bescheuert bin? Ich kenne die Briefe, die wir verschicken in und auswendig - was daran liegt, daß wir einen Stadardbrief verwenden, weil wir sonst den ganzen Tag damit beschäftigt wären nur diese Briefe zu verfassen. Und zusätzlich kann ich jeden Brief beliebig oft ausdrucken oder im PC ansehen - und genau das mache ich ehe ich anfange jemandem hinterher zu telefonieren. Ich habe den besagten Brief vor mir auf dem Bildschirm!
Aber das beeindruckt die Leute nicht - in ihrem Brief steht was anderes. Punkt.
Und wir müssen uns dann Lösungsvorschläge ausdenken...

Und manchmal sind es dann die Angehörigen, die mich zur Weißglut treiben.

Da wäre zum Beispiel die Familie X.
Frau X war bei uns und hat sie für eine OP angemeldet. Sie wurde über die Wartezeit informiert und hat sie zur Kenntnis genommen. Irgendwann hat die Schwiegertochter angerufen und sich beschwert, daß Frau X noch keinen Termin hat, und daß das eine Frechheit wäre, weil sie doch so schlimme Schmerzen hätte.
Weil uns ein Termin ausgefallen ist, haben wir Frau X dann angerufen - und was sagt sie?
"Aber der Arzt hat doch gesagt, die Wartezeit ist so und so lang - ich habe mich darauf eingestellt und meine Arbeit so eingeteilt. Früher geht es für mich jetzt gar nicht!"
Sie hat nicht einmal etwas vom Anruf ihrer Schwiegertochter gewußt.

Gut, wir haben den Termin anderweitig vergeben. Und nun ist die Zeit von Frau X gekommen. Wir haben ihr vor ein paar Wochen den Brief mit ihrem Termin zugeschickt. Und sie hat alle Punkte darin "abgearbeitet". Sie hat den Termin bei uns bestätigt. Sie hat die vorbereitenden Untersuchungen machen lassen, all ihre Befunde zusammengesucht und war dann (superpünktlich, obwohl sie ziemlich weit entfernt wohnt) zum Vorbereitungstermin bei uns im Haus erschienen. Sie hatte ihr Gespräch mit den Ärzten, bekam die Operation erklärt, konnte Fragen stellen. Alles super.
Gestern hätte sie um 9:00 zur Aufnahme kommen sollen.

Um 10:30 fiel mir auf, daß sie noch nicht im Krankenhaus erschienen ist. Telefonisch war sie nicht erreichbar, da sie nur eine Festnetznummer angegeben hat, an der sich jetzt nur ein Fax meldet.
Vielleicht hat sie ja mit dem Arzt vereinbart, daß sie erst zu Mittag kommen muß, wegen der weiten Entfernung und der Zugverbindung vielleicht? Ich frage mal bei ihrem Arzt nach. Der ist aber verwundert. Nein, die Besprechung verlief ganz ohne Sonderwünsche oder Anfragen.

Da sie kein Handy hat können wir nur warten - blöd, denn wenn sie nicht kommt haben wir einen OP-Platz ungenutzt und ein Bett leer, was also tun? Warten und es riskieren, oder sie streichen und akut jemanden anderen einberufen?
Wir warten - das OP-Programm ist ohnehin groß genug.

Um knapp 13:00 steht plötzlich die gesamte Familie da. Frau X nebst Sohn und Schwiegertochter. Frau X hat den Mund zu halten, der Sohn übernimmt das Reden. Und wie. Laut, unfreundlich und fordernd.

Er will, daß sofort der Primar kommt, um mit ihm zu sprechen, weil da gibt es noch offene Fragen zu OP. El Chefe ist aber im OP, und das wird noch eine Weile dauern. Die OP von Frau X ist doch erst für den Folgetag geplant, vielleicht kann der Arzt der die Aufnahme macht alle Fragen beantworten?
Nein, der Mann läßt seine Mutter nicht aufnehmen, ehe er nicht mit einem Arzt gesprochen hat. Wenn der Chef nicht gewillt ist, sich Zeit für die Patienten zu nehmen, dann soll gefälligst der Arzt kommen, der die Vorbereitung gemacht hat.
(Was heißt will sich keine Zeit nehmen? Chef steht im OP und arbeitet für die Patienten...?)
Gut, der gewünschte Arzt ist erst auf dem Weg in den OP - den erreiche ich und bitte ihn um seine Hilfe, er verspricht in ein paar Minuten bei der Familie zu sein. Er muß sich umschleusen, da er schon im OP war.

Ich sage der Familie, daß der Arzt in ein paar Minuten bei ihnen sein wird. Da meckert Sohnemann X wieder los. Warum erst in ein paar Minuten. Und das ist eine Frechheit. Da platzt mir der Kragen.
Ich erkläre ihm, daß es eine Frechheit ist, daß die Familie JETZT hier auftaucht und nicht um 9:00 wie es ihm Brief steht und wie es bei der Vorbereitung besprochen wurde, und daß es eine Frechheit ist, wie er hier auftritt, wo seine Mutter bereits alles bestätigt und hat sehr wohl informiert ist.
Und was ist seine Antwort? Richtig!
In unserem Brief steht nichts von 9:00 Uhr!!!
Nachdem ich ihm angeboten habe den Brief gerne nochmal für ihn auszudrucken, kramt er in der Tasche und befördert den Brief seiner Mutter zu tage und siehe da... da steht 9:00.
Das haben sie gar nicht gesehen - aber das ist eh egal, schließlich ist die OP erst morgen.
Die vorgeschriebenen Vorgehensweisen sind ihm doch egal...

Aber gut. Der Arzt kommt dann und beantwortet mit einer Engelsgeduld alle Fragen des Sohnes und seiner Frau. Frau X selbst sitzt gank klein und still in einer Ecke und sie tut mir leid - man kann ihr ansehen, wie peinlich ihr dieser Auftritt ist.
15 Minuten später sind scheinbar alle Fragen geklärt. Ich bitte die Familie jetzt in die Aufnahme zu gehen, und dann auf die Station, man wartet schon auf Frau X.
Die Antwort: Na jetzt gehen wir erstmal Kaffee trinken!!
Ich hab gedacht ich höre nicht richtig.

Aber gut, ich rufe auf der Station an, sage bescheid, daß es noch ein paar Minuten dauert... alles gut.

Dachte ich.
30 Minuten später steht Sohnemann X alleine bei mir im Büro schwenkt aufgebracht die Einerständniserklärung seiner Mutter vor meiner Nase rum.

Der Arzt hätte einen Fehler gemacht, und hat was falsches angekreuzt ich soll das jetzt sofort ändern.
ICH ändere da gar nichts, ICH bin nämlich kein Arzt.

Zum Glück ist gerade meine Lieblingsoberärztin bei mir im Büro. Sie erklärt bestimmt und ein wenig schroff (sie hat ja auch zuvor alles mitbekommen) daß ich das nicht darf und will wissen, wo jetzt das Problem liegt. Sie schnappt sich das Formular auf dem alles korrekt ausgefüllt ist.
Mit einem gewinnenden Grinsen im Gesicht will Sohnemann X - seines Zeichens Bauer - der Ärztin erklären, daß bei seiner Mutter eine ganz andere Operation geplant ist, weil er kennt sich da ja aus.

Meine Oberärztin dreht jetzt richtig auf. Sie bombardiert ihn mit Gegenfragen, die alle auf eine Sache hingehen. Frau X hat sich für diese und jene OP angemeldet und wurde dahingehen aufgeklärt, genau das steht auf dem Formular, wo ist jetzt das Problem.
Nach 2 Minuten ist Sohnemann X still.
Und die Oberärztin sagt ihm noch, wenn er das Formular jetzt nicht auf der Station abgibt, sodaß es bei den Unterlagen seiner Mutter zu finden ist, werden wir die OP morgen absagen.

Sie bietet ihm aber eine Kopie davon an, wenn er eine will...
Und was ist sein Statement?

Man muß ja aufpassen, daß die Pfuscher in Weiß alles richtig machen. Und in anderen Krankenhäusern hat man seine Mutter abgelehnt.
Wundert mich nicht, wenn der sich überall so aufgeführt hat und die Aufnahme seiner Mutter selbstständig torpediert...

*arg*

Freitag, 25. April 2008

Jubel zum Freitag

Was lange währt wird endlich gut (naja zumindest besser)

Ich bekomme eine Gehaltserhöhung.
Zwar nicht so hoch, wie erhofft, aber immerhin :)

Juppie

Mittwoch, 9. April 2008

Sollte ich mir nun Sorgen machen???

El Chefe kommt heute mittag ins Büro gestürmt.
Ganz stolz berichtet er, daß seine erste OP gut gelaufen und daher schon fertig wäre.
Meine Kollegin und ich nicken ihm wohlwollend zu. Ein bissl Bauchpinselei muß auch mal sein. Er geht jetzt Visite machen.
Auch gut...
Nach 30 Minuten ist er wieder da, und hochzufrieden mich sich und der Welt.
Zwei Minuten später springt er im Quadrat. Sein Schlüssel ist weg. Autoschlüssel, Hausschlüssel - kurz der ganze Bund.

Sein Hirn rattert. In Panik ruft er auf der Station an. Irgendwo muß er ja schließlich sein. Und er hat ihn sicher achtlos irgendwo hingelegt.
Hektisches Suchen auf der Station. Negativ.
El Chefe sinkt - theatralisch, einer Ohnmacht fast nahe - in einen Sessel. Ganz klein ist er plötzlich.
Meine Kollegin und ich habe die selbe Idee.

Könnte der Schlüssel nicht im OP sein (bzw. in der Umkleide z.B. am Spind)?

El Chefe sieht uns aus großen Kulleraugen an.

"War ich heute schon im OP?"

???? Sollte ich mir nun Sorgen um ihn machen???

Freitag, 4. April 2008

Ist heute der Tag der Irren...?

Mein Arbeitstag beginnt um 7:30. Meist bin ich schon knapp nach 7:00 im Büro um mir in Ruhe eine Tasse Kaffe zu machen, und erstmal zu sehen was ansteht und die Prioritäten festzulegen (OP-Berichte, andere Dinge).

Heute herrscht hier akuter Ausnahmezustand… Seit 7:10 läutet permanent das Telefon (ich gestehe, daß meine Kollegin und ich es aber bis 7:30 haben läuten lassen).
Und die Anrufer haben - bitte um Entschuldigung für den Ausdruck - alle einen an der Waffel.

Was hatten wir bis jetzt (und mein Arbeitstag ist gerade mal 1 Stunde alt…):
  • Eine Frau sagt ihren OP-Termin ab, nachdem sie x-mal angerufen hat, weil sie solche Schmerzen hat, war dann in der Ambulanz, wurde aufgrund ihrer Befunde vorgezogen, damit sie nicht mehr warten muß. Grund der Absage: Ihr hat die neuerliche Untersuchung in der Ambulanz nicht gefallen, daher geht sie lieber in ein anderes Krankenhaus und wartet dort 9 Monate auf ihre OP.
  • Eine andere Frau sagt ihren OP-Termin ab, den sie gestern zugesagt hat. Begründung: Der Brief in dem der Termin steht gefällt ihr nicht, weil er so unpersönlich ist, wie ein Postwurfsendung. (Wir operieren fast 3000 Menschen im Jahr, wenn wir da für jeden Patienten einen persönlichen Brief verfassen müßten, würden wir nichts mehr anderes machen, daher haben wir eine Vorlage in Verwendung, in der nur Name und Datum verändert werden)
  • Ein Brief eines empörten Patienten kommt an, in dem er sich darüber beschwert, daß zu seinen Gunsten niemand andere abgesagt wurde, weil er ja deutlich mehr Schmerzen als alle anderen gehabt hätte - und die Reduktion der Wartezeit vom 8 Monaten auf 12 Wochen (bis eben das nächstmögliche Bett frei war) war ihm viel zu wenig, weswegen er sich nun von unserem Haus distanziert und lieber wo anders hingeht (bitte, des Menschen Wille ist sein Himmelreich).
  • Ein Mann besteht darauf, daß er mit mir telefoniert hat, als er seine urologische OP geplant haben wollte. Nur, ich sitze nicht im urologischen Büro, wir haben hier noch nicht mal eine Urologie, und ich kenne den Mann auch nicht (er war auch noch nie bei uns) - den Hinweis, daß er sicher mit einem anderen KH gesprochen hat, wischt er mit dem Satz weg: “Ich weiß doch wohl wann, ich wo, mit wem telefoniert habe!”
Heute spinnen wirklich alle!!!

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