Freitag, 11. Juli 2008

Always look...

Das weissel Rössl - ein Kulturschock in 2 Akten

Als ich gestern sah, daß der ORF die Premiere vom "Weissen Rössl" aus Mörbisch live übertragen, beschloss ich einen langen Fernsehabend einzuschieben.

Ich liebe das weisse Rössl - seit ich ganz klein war.
Mir war natürlich klar, daß nichts an den Film mit Peter Alexander und Waltraud Haase rankommt, aber ich war neugierig, wie sehr sich dich Operette vom Film unterscheidet.

Harald Serafin ist der Chef dort - ich mag ihn nicht, und alleine seine Stimme läßt mir alle Haare zu Berge stehen, aber er ist quasi der Garant für ein geniales Bühnenstück, wenn man dem ORF glauben mag.

Bereits nach 5 Minuten fragte ich mich zum ersten Mal, ob ich nicht einfach abdrehen sollte.
Rainhard Fendrich als Leopold - irgendwie eine Fehlbesetzung. Zwar kann der Mann (logisch) singen, aber der Wiener Dialekt den er Leopold verpaßt hat war unpassend.
Zabine hätte ich mir als resolute Rösslwirtin gut vorstellen können - in real aber ein totaler Griff ins Klo.

Was ist mit ihrer Stimme passiert?
Mehrmals hatte ich das Gefühl, daß sie jetzt gleich blau anläuft und umfällt, es sah so aus, als würde sie jeden Ton erst mühsam hervorpressen müssen. Nicht mal der Jodler konnte ihrer Darbietung retten. Meine Meinung.
Und dann stellte sich mir noch die Frage, ob der Kostümbildner farbenblind war. Das Dirndl in zartgrün und bordeaux war eine Ausgeburt an Häßlichkeit.
Was ist aus eleganten Dirndln ala Waltraud Haas im Film geworden?


Der einzige Hit war der schöne Siegesmund aka Klaus Eberhartinger. Super gespielt, super gesungen (auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, daß er Gunther Phillip nachahmte).

Alles in allem muß ich aber sagen, wenn ich Geld dafür gezahlt hätte, wäre ich sehr enttäuscht gewesen.
Und ich bin froh, daß am Sonntag mein heißgeliebter Film gezeigt wird...

Ich lebe in einem Irrenhaus...

...aber echt.
Ich möchte an dieser Stelle man eine kleine Auswahl von Eindrücken wiedergeben, die ich im vergangenen Jahr in dem Wohnhaus sammeln konnte, in dem ich nun mein kleines Wohnklo bewohne.
  • Tag der offenen Tür I
Dieses Haus hat eine Gegensprechanlage, für deren Instandhaltung der Mieter mitbezahlt. Nur gut, daß die so gut wie ungebraucht ist - denn die Eingangstür steht meist weit offen und ist fixiert. Hat wahrscheinlich was mit optimaler Belüftung des Stiegenhauses zu tun...
  • Tag der offenen Tür II
Die Tür zum kleinen Lichthof, in dem auch die Mülltonnen stehen, muß ebenfalls offen stehen, wie es mir scheint. Jetzt im Sommer eigentlich egal - aber im Winter beheizt man so den Lichthof gleich mit (was auch noch andere Gründe hat).
  • Tag der offenen Tür III
Irgendwie scheinen sich hier die meisten Mieter so gut zu kennen, daß sie in diversen Wohnungen ein und aus gehen. Und das trotz der extrem hohen Mieterrotation im Haus. Wenn man abends von der Arbeit kommt, herrscht im Stiegenhaus Highlife. Diverse Wohnungstüren stehen offen, und zwischen den Wohnungen flitzen Kinder und Erwachsene herum, die Essen von A nach B bringen (jeder hat sein Tellerchen mit). Ich muß darüber immer schmunzeln - weniger aber über den Geruch im Haus. Man kann sich vorstellen, daß das ganze Haus von einem Geruchsgewirr durchdrungen ist, das von diversen Speisen verschiedenster Herkunft herrührt...
  • Frischluftfanatiker mit Sommerallergie
Vermutlich, um den Gerüchen die Möglichkeit zu geben das Haus auch wieder zu verlassen, werden dann die Gangfenster aufgerissen. Und offen gelassen. Im Sommer weitgehend egal - aber im Winter trifft einem der Umschlag, wenn man seine beheizte Wohnung verläßt und im Stiegenhaus sofort die Außentemperatur spürt. Abgesehen davon sind die Wohnungstüren nicht dicht, und dadurch beheizt man das Stiegenhaus gleich mit - bzw. den Lichthof durch die offenen Fenster.
  • Kinderspielplatz Stiegenhaus
Ich kann verstehen, daß Kinder sich gegenseitig besuchen und miteinander Spielen. Ich finde es auch süß, wenn man die Kinder hört, wenn sie wo klingeln und schüchtern anfragen, ob die Freunde zu Hause sind und raus dürfen. Allerdings habe ich kein Verständnis dafür, da die lieben Kleinen mit einem Liftschlüssel ausgestattet sind und lachend mit dem Lift spazieren fahren (so zum Spaß stundenlang auf und ab) und dadurch den Lift blockieren, den man ja auch nur rufen kann, wenn man einen Schlüssel hat, und er gerade ungenutzt ist. Besonders doof, wenn man einkaufen war, und nun den vollen Einkaufswagen mit Katzensand und 6er Tragler Getränke (und einigen anderen Dingen) raufschleppen darf.
Noch weniger Verständnis kann ich aufbringen, wenn ebendiese lieben Kleinen am Sonntag um 6:00 morgens das Stiegenhaus zum Fußballplatz erklären, da die Eltern noch schlafen wollen.
  • Müllkippe Vordach
Ich wohne ja im 1. Stock - direkt unter meinem Fenster ist ein Vordach. (ca. 1,5 Meter tiefer). Und es ist interessant, was die Mieter über mir so via Fenster entsorgen. Zeitungen, Besteck, Kinderspielzeug - alles findet seine letzte Ruhestätte unter meinem Fenster.
  • Vampir mit botanischen Anwandlungen?
Ganz oben unter dem Dach lebt jemand der Blumen liebt. An den Fenstern sind Blumenkästen montiert, und davon eine Menge. (Auch die abgezupften Blüten und Blätter landen übrigens auf dem Vordach). Die dazugehörigen Fenster sind Sommer und Winter unter tags fest verschlossen. Die Wohnung ist von der anderen Straßenseite aus gesehen immer dunkel. Leben kommt scheinbar erst nachts in die Bude, wenn andere Menschen schlafen gehen. Da wird dann um 23:00 oder 23:30 erstmal ausgiebig gegossen (auch wenn es den ganzen Tag geregnet hat). Verwendet werden dazu geschätzte 100 Liter Wasser, die dann erstmal eine ganze Weile (bis weit nach Mitternacht) fröhlich runterplätschern und eine interessante Geräuschkulisse an meinen Fenstern und dem Fensterbrett gestalten.
  • Mein Fensterbrett - Aschenbecher für den Mieter über mir
Ich stehe abends auch mal gerne mit einer Zigarette am Fenster und betrachte die Wolken. Spricht ja auch nichts dagegen. Die Asche wird vom Wind weggetragen, und der Zigarettenstummel wird fachgerecht im Aschenbecher entsorgt. Nicht so beim Mieter über mir. Der hat da ein ganz anderes System. Und zwar das "Fallenlassen". Ist es windstill, landet der Rest noch glosend auf dem Vordach und gesellt sich zu den Überresten von inzwischen geschätzten 5 Packungen. Doch kaum regt sich ein kleiner Lufthauch - und hier gibt es kaum windstille Tage - ändert sich die Flugbahn der glühenden Reste, und sie landen mit einem doofen Geräusch auf meinem Fensterbrett. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn ich das Fenster offen habe - hatte schon mal das Vergnügen einen glühenden Zigarettenrest von oben hinter dem Kratzbaum vorzufummeln, eher er ebendiesen in Brand stecken kann.
Auf keinen Fall ist es also ratsam, das Fenster zu öffnen und dann etwas abwegiges zu tun, wie etwa das Zimmer verlassen.

Was hat dieses Haus sonst noch zu bieten?
Ein Wettlokal, das den Geräuschpegel auch spät in der Nacht noch hebt, eine Bäckerei, die um knapp vor 6:00 beliefert wird, wobei der Fahrer Schlager in einer Lautstärke hört, die schlafende Mieter aus dem Bett fallen läßt. Ein Gewirr aus türkischer Musik und Techno...
Aber auch freundliche Gesichter.

Ich sag es ja... ich lebe in einem Irrenhaus.

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