Panik...
Adrenalin sorgt dafür, daß man mit einem Schlag hellwach ist. Das weiß ich jetzt auch.
Man wird sehr kreativ, wenn man Panik verspürt.
Aber von Anfang an...
An der Straßenbahnhaltestelle spricht mich ein Mann an. Gebrochenes Deutsch, dunkler Teint, aber höflich. Wie er bitte zum Reumannplatz kommt. Kein Problem, ist ja nur ein Katzensprung von der Station aus. Er bedankt sich, macht kehrt und geht in die angegebene Richtung. Ich stecke meine Nase wieder in mein Buch, in 5 Minuten kommt schließlich meine Bim.
Plötzlich tippt mit wer auf die Schulter. Es ist wieder dieser Mann. Wie ich heiße möchte er wissen, und ob ich Österreicherin bin. Freundlich aber bestimmt sage ich ihm, daß ihn das nichts angeht und wende mich wieder meinem Buch zu.
In diesem Moment ärgere ich mich nur.
Er plappert munter weiter. Daß ich ihn ignoriere, stört ihn nicht. Doch als er mir wieder an die Schulter tatscht langt es mir. Ich fordere ihn auf, mich in Ruhe zu lassen, gerade so laut, daß es die paar Menschen ringsum hören.
Die Straßenbahn kommt, ich steige ein, setze mich und vertiefe mich wieder in meinem Buch. Mein Ärger verraucht langsam. Nach ein paar Stationen sehe ich kurz von meinem Buch hoch - eigentlich nur, um sicher zu gehen, daß ich nicht aus Versehen ein Stück zu weit fahre. Und wer sitzt mir da gegenüber (ist Kilometer weit vom Reumannplatz entfernt) und grinst mich blöde an?
Genau.
Ich beschließe ihn nicht gesehen zu haben, im Hinterkopf überlege ich mir aber schon einen Notfallsplan, wie ich den lästigen Kerl loswerden könnte.
Ich steige aus der Straßenbahn aus, gehe über die Straße zum Bus - und wer folgt mir wie ein Schatten?
DAS war der Moment indem nackte Panik in mir aufgestiegen ist.
Ich habe gebetet, daß da an der Haltestelle jemand steht den ich kenne, oder daß der Bus sofort kommt, habe fieberhaft überlegt, was ich tun könnte, wenn dem nicht so wäre.
Es sind Ferien, das merkt man, wo sonst unzählige Mütter und Väter mit ihren Kindern unterwegs in Richtung Schule sind, stehen nur vereinzelte Leute. Zumeist Männer.
Irgendwen anquatschen und um Hilfe bitten? Und vielleicht vom Regen in die Traufe fallen?
Der Bus fährt in dem Moment in die Station ein, in dem ich dort ankomme. Der Kerl packt mich wieder an dier Schulter, säuselt herum, nennt mich Schatz und Süße. Ich sage, diesemal laut und deutlich, daß er mich gefälligst in Ruhe lassen soll, da ich sonst die Polizei rufen werde. Der Busfahrer nimmt mich wahr, sieht mir durch den Rückspiegel direkt in die Augen.
Ich suche mir einen Platz nahe beim Fahrer und hoffe, daß der Kerl ausgestiegen ist. Ich muß gestehen, ich habe mich nicht getraut mich umzudrehen und nachzusehen.
Beim Aussteigen sehe ich ihn in den Augenwinkeln. Er ist mir gefolgt - ich weiß nicht weiter, und flüchte mich in die Bäckerei. Die Gasse zum Krankenhaus ist lang und leer um diese Zeit.
Der Typ steht draußen vor der Bäckerei und wartet. Ich überlege, was ich machen könnte, ob ich im Krankenhaus anrufe und mir irgendjemanden als Geleitschutz schicken lasse. Aber wen, um die Zeit ist meist kaum noch jemand da - ich bin eine der ersten im Büro...
Mir ist nach Heulen. Und genau das sieht mir die Frau hinter dem Thresen wohl an.
Sie fragt mich ob alles in Ordnung ist. Am liebsten hätte ich zu Weinen begonnen, meine Knie waren ganz weich. Ich berichte ihr kurz, daß der Typ, der da draußen vor dem Fenster steht mich schon seit einer halben Ewigkeit verfolgt - mir durch 3 Bezirke gefolgt ist, mich permanent antastscht und ich Angst habe.
Sie fragt mich, wohin ich will und ob ich es eilig habe- sie kennt mich seit 4 Jahren von meinen morgendlichen Einkäufen bei ihr. Nachdem ich ihr gesagt habe, daß mein eigentliches Ziel keine 5 Minuten Fußmarsch entfernt ist, zückt sie ihr Handy.
Sie drückt mir einen Becher Kaffee in die Hand und versichert mir, daß in eine paar Minuten alles in Ordnung gehen würde. 3 Minuten später kommt der Lieferant zur Tür rein, der aus der Hauptfiliale der Bäckerei kommt. Auch ihn kenne ich vom Sehen seit 4 Jahren. Sie erklärt ihm kurz die Sachlage.
Er hat sich dann sofort bereiterklärt mir zu helfen. Er ist einfach den kurzen Weg mit mir gegangen und hat mich direkt im Krankenhaus "abgeliefert".
Mein "Schatten" hat sich verkrümelt, als ich mit dem Lieferanten unterwegs war.
Aber ich muß gestehen, daß ich auch hier im Büro mein Herz noch in den Schläfen pochen gespürt habe, und ich immer noch total aufgewühlt bin...
Jetzt weiß ich, was Panik ist.
Man wird sehr kreativ, wenn man Panik verspürt.
Aber von Anfang an...
An der Straßenbahnhaltestelle spricht mich ein Mann an. Gebrochenes Deutsch, dunkler Teint, aber höflich. Wie er bitte zum Reumannplatz kommt. Kein Problem, ist ja nur ein Katzensprung von der Station aus. Er bedankt sich, macht kehrt und geht in die angegebene Richtung. Ich stecke meine Nase wieder in mein Buch, in 5 Minuten kommt schließlich meine Bim.
Plötzlich tippt mit wer auf die Schulter. Es ist wieder dieser Mann. Wie ich heiße möchte er wissen, und ob ich Österreicherin bin. Freundlich aber bestimmt sage ich ihm, daß ihn das nichts angeht und wende mich wieder meinem Buch zu.
In diesem Moment ärgere ich mich nur.
Er plappert munter weiter. Daß ich ihn ignoriere, stört ihn nicht. Doch als er mir wieder an die Schulter tatscht langt es mir. Ich fordere ihn auf, mich in Ruhe zu lassen, gerade so laut, daß es die paar Menschen ringsum hören.
Die Straßenbahn kommt, ich steige ein, setze mich und vertiefe mich wieder in meinem Buch. Mein Ärger verraucht langsam. Nach ein paar Stationen sehe ich kurz von meinem Buch hoch - eigentlich nur, um sicher zu gehen, daß ich nicht aus Versehen ein Stück zu weit fahre. Und wer sitzt mir da gegenüber (ist Kilometer weit vom Reumannplatz entfernt) und grinst mich blöde an?
Genau.
Ich beschließe ihn nicht gesehen zu haben, im Hinterkopf überlege ich mir aber schon einen Notfallsplan, wie ich den lästigen Kerl loswerden könnte.
Ich steige aus der Straßenbahn aus, gehe über die Straße zum Bus - und wer folgt mir wie ein Schatten?
DAS war der Moment indem nackte Panik in mir aufgestiegen ist.
Ich habe gebetet, daß da an der Haltestelle jemand steht den ich kenne, oder daß der Bus sofort kommt, habe fieberhaft überlegt, was ich tun könnte, wenn dem nicht so wäre.
Es sind Ferien, das merkt man, wo sonst unzählige Mütter und Väter mit ihren Kindern unterwegs in Richtung Schule sind, stehen nur vereinzelte Leute. Zumeist Männer.
Irgendwen anquatschen und um Hilfe bitten? Und vielleicht vom Regen in die Traufe fallen?
Der Bus fährt in dem Moment in die Station ein, in dem ich dort ankomme. Der Kerl packt mich wieder an dier Schulter, säuselt herum, nennt mich Schatz und Süße. Ich sage, diesemal laut und deutlich, daß er mich gefälligst in Ruhe lassen soll, da ich sonst die Polizei rufen werde. Der Busfahrer nimmt mich wahr, sieht mir durch den Rückspiegel direkt in die Augen.
Ich suche mir einen Platz nahe beim Fahrer und hoffe, daß der Kerl ausgestiegen ist. Ich muß gestehen, ich habe mich nicht getraut mich umzudrehen und nachzusehen.
Beim Aussteigen sehe ich ihn in den Augenwinkeln. Er ist mir gefolgt - ich weiß nicht weiter, und flüchte mich in die Bäckerei. Die Gasse zum Krankenhaus ist lang und leer um diese Zeit.
Der Typ steht draußen vor der Bäckerei und wartet. Ich überlege, was ich machen könnte, ob ich im Krankenhaus anrufe und mir irgendjemanden als Geleitschutz schicken lasse. Aber wen, um die Zeit ist meist kaum noch jemand da - ich bin eine der ersten im Büro...
Mir ist nach Heulen. Und genau das sieht mir die Frau hinter dem Thresen wohl an.
Sie fragt mich ob alles in Ordnung ist. Am liebsten hätte ich zu Weinen begonnen, meine Knie waren ganz weich. Ich berichte ihr kurz, daß der Typ, der da draußen vor dem Fenster steht mich schon seit einer halben Ewigkeit verfolgt - mir durch 3 Bezirke gefolgt ist, mich permanent antastscht und ich Angst habe.
Sie fragt mich, wohin ich will und ob ich es eilig habe- sie kennt mich seit 4 Jahren von meinen morgendlichen Einkäufen bei ihr. Nachdem ich ihr gesagt habe, daß mein eigentliches Ziel keine 5 Minuten Fußmarsch entfernt ist, zückt sie ihr Handy.
Sie drückt mir einen Becher Kaffee in die Hand und versichert mir, daß in eine paar Minuten alles in Ordnung gehen würde. 3 Minuten später kommt der Lieferant zur Tür rein, der aus der Hauptfiliale der Bäckerei kommt. Auch ihn kenne ich vom Sehen seit 4 Jahren. Sie erklärt ihm kurz die Sachlage.
Er hat sich dann sofort bereiterklärt mir zu helfen. Er ist einfach den kurzen Weg mit mir gegangen und hat mich direkt im Krankenhaus "abgeliefert".
Mein "Schatten" hat sich verkrümelt, als ich mit dem Lieferanten unterwegs war.
Aber ich muß gestehen, daß ich auch hier im Büro mein Herz noch in den Schläfen pochen gespürt habe, und ich immer noch total aufgewühlt bin...
Jetzt weiß ich, was Panik ist.
Die wilde Rose - 11. Februar, 07:54
Herr B. - 11. Februar, 09:05
Oh ja, das glaube ich Dir! Aber Du hast super reagiert. Zum Glück war es nicht Wochenende oder am Abend, dann hättest Du wohl größere Probleme bekommen. Tief Luft holen und zur Ruhe kommen!
antworten
Raine - 11. Februar, 09:29
Wah, wie eklig. Solche Typen sind echt das letzte!
Das einzige, was mir bei einer solchen Situation einfällt ist, dass man die Leute mit "Sie" anbrüllen soll, damit Passanten wissen, dass das ein Fremder ist.
Aber du hast wirklich gut reagiert, indem du in die Bäckerei gelaufen bist!
Das einzige, was mir bei einer solchen Situation einfällt ist, dass man die Leute mit "Sie" anbrüllen soll, damit Passanten wissen, dass das ein Fremder ist.
Aber du hast wirklich gut reagiert, indem du in die Bäckerei gelaufen bist!
Paulaline - 11. Februar, 12:38
Oha!
da wäre es mir auch mulmig geworden! Wie toll Du reagiert hast... Respekt!
>Ich hatte so was mal in Bielefeld, als ich da übers Wochenende war. Blöd nur, daß ich dort völlig fremd war und auch recht orientierungslos. Da hatte ich dann auch etwas Schiß. Der verhielt sich ähnlich wie "Dein" Schatten, nur daß er mich ununterbrochen zuquatschte. Nicht mal deutlicher Ehering und schwangerer Bauch hielten ihn davon ab. Und ursprünglich sagte er auch, daß er woanders hinwollte.
ich machte demonstrativ ein Foto von ihm mit meinem Handy und tat so, als würde ich es versenden und danach meinen Mann anrufen, der mich abholen sollte. Dann stieg er auch nicht mit mir aus!
>Ich hatte so was mal in Bielefeld, als ich da übers Wochenende war. Blöd nur, daß ich dort völlig fremd war und auch recht orientierungslos. Da hatte ich dann auch etwas Schiß. Der verhielt sich ähnlich wie "Dein" Schatten, nur daß er mich ununterbrochen zuquatschte. Nicht mal deutlicher Ehering und schwangerer Bauch hielten ihn davon ab. Und ursprünglich sagte er auch, daß er woanders hinwollte.
ich machte demonstrativ ein Foto von ihm mit meinem Handy und tat so, als würde ich es versenden und danach meinen Mann anrufen, der mich abholen sollte. Dann stieg er auch nicht mit mir aus!
little.sista - 11. Februar, 14:21
Arme Rose, das war ja ein besch*** Start in die Woche. Aber zum Glück gibt es noch Leute die helfen! *festdrück*
Die wilde Rose - 12. Februar, 05:32
Mein Start in die Woche war verkorkst, aber sogesehen ist ja nichts passiert.
Ich hab nur ein wenig Nervenflattern, daß der Typ heute nicht wieder auftaucht - das ist aber paranoid...
Danke für eure lieben Worte!
Ich hab nur ein wenig Nervenflattern, daß der Typ heute nicht wieder auftaucht - das ist aber paranoid...
Danke für eure lieben Worte!