... mit was für Menschen man so konfrontiert wird. Ehrlich.
Ich glaube, dass ich von mir behaupten kann, dass ich doch recht verständnisvoll bin - gerade in der Arbeit. Ich sehe über so manchen Ausraster unserer Patienten hinweg, lasse mich anmaulen, versuche ruhig zu bleiben - weil ich mir denke: Das ist ein Mensch der Schmerzen hat, und sich somit in einer Ausnahmesituation befindet.
Aber manche Dinge entziehen sich dann doch völlig meinem Verständnis. Ich meine, wie schwachsinnig muss man eigentlich sein....
Aber ich glaube ich erzähle mal lieber die Geschichte dazu, vielleicht kann man mein Kopfschütteln dann verstehen.
Da gibt es eine Frau mittleren Alters. Sie denkt von sich selbst, dass sie sehr wichtig ist, weil ihr Mann Botschafter ist. Natürlich ist sie zusatzversichert.
Sie besteht auf eine Behandlung durch Spezialisten - was ihr gutes Recht ist (auch wenn ich voller Überzeugung sagen kann, dass unsere Spezialisten Kassenpatienten genauso gut und hingebungsvoll betreuen) . Allerdings ist sie der Meinung, dass unsere Spezialisten - im Konkreten unser Primar höchstselbst sie behandeln muss, und dass es absolut nicht einzusehen ist, dass sie (wie alle anderen Patienten) zu ihm in die Ordination geht.
Das geht aus mehreren Gründen für sie persönlich gar nicht.
- Die Ordination ist in Niederösterreich (aber supergut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, und mit Chaffeur sowieso)
- In der Ordination müßte sie sich einen Termin ausmachen - und das ist ja wohl unter ihrer Würde, immerhin müßte sie dann im Wartezimmer ausharren, und das zusammen mit anderen (igitt) Patienten
- Und natürlich würde der Besuch in der Privatordination etwas kosten - und da sie wichtig ist, sollte man sie schon kostenlos behandeln.
Jetzt ist unser Primar aber (obwohl er manchmal cholerische Ausraster hat, die sehr unlustig sind) ein herzensguter und vor allem viel zu netter Mensch (wenn es um Patienten geht). Also hat er ihr das Angebot gemacht, dass sie am Freitag (also vergangenen Freitag) zu uns in Haus kommt, und er würde sie nach seinen Operationen ansehen.
Es ist ja so, dass unser Primar im Krankenhaus eigentlich nur im OP steht... aber bitte, er hat sich den Termin gesetzt.
Erstmal gab es Diskussionen, weil die Uhrzeit ja gar nicht ging, immerhin müsse auch ihr Mann (und der ist ja auch superwichtig) mit ihr ins Krankenhaus kommen (wir könnten sie ja sonst fressen...). Es wurde ich dann aber erklärt, dass es zu einer anderen Zeit nicht möglich ist, früher steht Chef im OP, danach muss er in die Ordination fahren, da dort seine Patienten warten.
Also gut -sie nimmt grummelnd und bereits schimpfend den Termin an.
Nur... am Freitag lief dann einige schief.
Eine OP hat unerwartet länger gedauert, und dann kam ein Anruf, der unseren Chef zu einer Not-OP rief. Was hätte er tun sollen? Er ist natürlich zur Not-OP gerast, und da die gute Dame ja noch nicht da war, bat er uns ihr bescheid zu geben. Mit einer Entschuldigung sollten wir ihr einen Ersatztermin heute morgen anbieten.
Das Gezeter war groß. Das wäre ja ungeheuerlich, und sicher keine Art mit Klassepatienten umzugehen. Die Sache mit der Not-OP war ihr völlig egal. Weil sie ist ja schließlich wichtig, und so hat ein anderer Mensch im Rollstuhl oder auf dem Friedhof zu landen. (Sie hat es etwas feiner ausgedrückt - aber das war gemeint. Ich dachte ich höre nicht richtig.
Und der Ersatztermin heute morgen, der geht ja mal überhaupt nicht. Weil wie kann man von ihr (da sie ja wichtig ist) erwarten bereits um 7:30 bei uns im Krankenhaus zu sein.
Frechheit und überhaupt.
Der Vorschlag, dass sie einer unserer (ebenfalls auf ihr Problem spezialisierten) Oberärzte ansieht und ihr erstmal weiterhilft wurde sofort abgeschmettert. Wie können wir auch erwarten, dass sich das Fußvolk um sie kümmern "darf"? Sie schrie und tobte noch ein wenig auf der Station, dann schrie, tobte und heulte sie ein wenig bei uns im Büro, und schließlich verließ sie mit wehenden Fahnen das Krankenhaus.
Aber sie hat dann nach einem Telfonat mit dem Stellverteter des Primars großzügig zugestimmt heute nach der ersten OP des Primars zu kommen.
(Zu lieb von ihr, oder?)
Naja und heute... wie gesagt. Der Primar hatte eine OP, und als er abschätzen konnte, dass diese sicher 30 Minuten länger als geplant dauern wird, mußte ich die Gute anrufen.
Ich betone das jetzt nochmal. Der Termin, den sie quasi zum Nulltarif und außerdem mit emotionaler Erpressung bekam sollte nicht abgesagt werden, sondern es ging lediglich um die Mitteilung, dass sie sich Zeit lassen sollten, da er 30 Minunten später stattfinden wird.
Dafür, dass die Gute bereits unterwegs war, und somit über eine Stunde VOR ihrem eigentlichen Termin angetanzt ist, kann niemand was. Aber sie wurde fuchsteufels wild, als ich ihr vorschlug, sie könnte in der Cafeteria einen Kaffee trinken - ich bot ihr sogar an, sie anzurufen, sobald die OP fertig war.
Was soll ich sagen - sie ging zwar in die Cafeteria, allerdings stand sie alle 10 Minuten bei mir im Büro. Und mit jedem Mal, wo ich ihr nichts anderes sagen konnte, als dass die OP noch laufen würde, wurde sie zorniger.
Und wieder mußte ich mir anhören, dass das keine Art wäre mit einem Klassepatienten umzugehen, noch dazu, wo sie doch wichtig wäre. Wieder Schreierei und gekünstelte Tränen.
Und dann hat die OP doch tatsächlich nicht 30 sondern 35 Minuten länger gedauert!!! Oh! Mein! Gott!
Das Gezeter war unmöglich. Und ich war froh, als der Chef mich dann angerufen hat, und ich sie zu ihrem Termin rufen konnte. Habe dann nichts mehr von ihr gesehen und gehört - und dafür war ich mehr als dankbar.
Ich hasse solche Menschen!
Das tue ich wirklich. Und zwar aus tiefstem Herzen.
Ich versuche immer Leuten nichts Schlechtes zu wünschen - aber bei solchen Leuten fällt mir das schwer. Die sind nämlich tatsächlich der Meinung, man müsse andere Leute vom Untersuchungstisch treten, damit sie darauf Platz nehmen können, oder solle andere verrecken lassen, nur damit man ihnen ein paar Tabletten verschreibt.
*Hass Hass Hass*